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null ÖÄK-Mayer: Aushungern der Kassenärzte führt zu Spitalkollaps

Spitalsärzte sind keine Lückenbüßer für politische Fehlentscheidungen, betont Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer.

Als „katastrophal für das Gesundheitssystem“ beurteilt Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann angestellte Ärzte, die jüngsten Aussagen von ÖGK-Generalsekretär Bernhard Wurzer. Dieser hatte zuletzt einen „Konsolidierungspfad“ bei kassenärztlichen Honoraren gefordert. Die Folge daraus: Weniger Ärztinnen und Ärzte, die sich für einen Kassenvertrag entscheiden, zudem werden viele aus dem Kassensystem aussteigen: „Damit würde das Gesundheitssystem kollabieren“, warnt Mayer. Denn Patientinnen und Patienten, die sich keine Wahlärzte leisten könnten, würden als Reaktion auf das mangelnde Angebot im kassenärztlichen Bereich noch stärker auf die ohnehin bereits überfüllten Spitäler ausweichen. „Das ist eine komplett fehlgeleitete Gesundheitspolitik“, kritisiert Mayer und appelliert einmal mehr an die Politik: „Spitäler sind kein Lückenbüßer für politische Fehlentscheidungen.“

Bestmögliche Patientenversorgung gefährdet

Auch im Sinne einer Kosteneffizienz sei das ein falsches Signal: „Es ist auch aus volkswirtschaftlicher Sicht völlig kontraproduktiv, dass es insbesondere in den Spitalsambulanzen einen extrem hohen Anteil von Patientinnen und Patienten gibt, die nur deshalb das Spital aufsuchen müssen, weil die Angebote im niedergelassenen Sektor fehlen. Die Sozialversicherten haben ein Anrecht auf die bestmögliche medizinische Versorgung.“ Einmal mehr appelliert Mayer daher an eine „intelligente Patientenversorgung“ durch eine Basisversorgung im niedergelassenen Bereich. Damit würden Spitäler entlastet und ihnen die Möglichkeit gegeben werden, sich wieder auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren. Eine weitere Verschärfung der Situation sei untragbar, bereits jetzt seien die Ambulanzen überlastet. Es sei an der Zeit, dass die Regierung mit ihrem gesundheitspolitischen Programm Taten sprechen lasse: „Wenn hier weiter zugeschaut wird, die versprochene Patientenmilliarde nicht bald kommt und das kassenärztliche System weiterhin an Attraktivität verliert, wird das zu einem Kollaps in den Spitälern führen“, warnt der ÖÄK-Vizepräsident.

Zeit für Arztausbildung

Das sei auch im Hinblick auf den Ärztenachwuchs fatal: „Spitalsärzte sind nicht nur rund um die Uhr für die Patienten da, sie tragen auch eine hohe Verantwortung durch die Ausbildung von jungen Ärztinnen und Ärzten“, sagt Mayer. Bereits jetzt sei die Arztausbildung angesichts der Arbeitsdichte und des Personalmangels eine Herausforderung. Dass die Qualität der Arztausbildung darunter leidet und zwischen den Abteilungen und einzelnen Spitälern sehr unterschiedlich ist, zeigt die regelmäßig durchgeführte ÖÄK-Ausbildungsevaluierung. „Wenn jetzt nicht mehr Geld in die Hand genommen wird, um unsere Spitäler zu entlasten, dann ist auch die Ausbildung in den Spitälern gefährdet“, warnt Mayer.

 


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