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null ÖÄK: Nein zu möglichen Einsparungen im Gesundheitssystem!

Digitale Lösungen sind ergänzende Mittel für die Patientenbetreuung, können aber keinen Arzt ersetzen, betont ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres.

„Die Meldung, dass durch digitalisierte Medizin im österreichischen Gesundheitssystem 3,4 Milliarden Euro gespart werden könnten, ist ein weiterer Versuch von Gesundheitsökonomen, bei hochqualifiziertem Personal zu sparen“, kritisiert Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer. Telemedizin und Apps können die durchgehende Betreuung von Patienten unterstützen, aber sie können keinesfalls den Arzt ersetzen, betont er: „Natürlich ist die Telemedizin gerade während der Pandemie eine hervorragende Lösung, die Patienten weiter betreuen zu können, aber auch die digitalen Möglichkeiten sind enden wollend.“ Gerade im Hinblick auf die Betreuung von chronisch Kranken, die aufgrund der demografischen Entwicklung auch in Zukunft einen erheblichen Teil der Patienten ausmachen werden, ist eine zusätzliche Betreuung durch digitale Lösungen eine wertvolle Ergänzung: „Aber es wird nicht ohne den direkten, persönlichen Kontakt zwischen den behandelnden Ärztinnen und Ärzten und den Patienten gehen“, sagt der ÖÄK-Präsident.

Investieren, investieren, investieren

Statt sich zu überlegen, wie man im Gesundheitssystem einsparen könnte, sollte im Gegenteil darüber nachgedacht werden, wo im System investiert werden muss: „Wir haben seit Jahren das Problem mit überlasteten Spitälern und Personalknappheit sowie mit unbesetzten Kassenstellen – diese Probleme gehören endlich angegangen“, kritisiert Szekeres. Die Ausgaben im Gesundheitsbereich sind in den vergangenen Jahren kaum gestiegen, und das, obwohl die Bevölkerung älter wird und vom medizinischen Fortschritt profitiert. Während noch vor einiger Zeit manche Krankheiten tödlich endeten, können viele so gut behandelt werden, dass sie chronisch verlaufen: „Mehr Patienten erfordern natürlich auch mehr Personal, mehr Spitalsärzte, mehr qualifiziertes Pflegepersonal, mehr Kassenärzte – und dafür muss natürlich Geld in die Hand genommen werden“, sagt Szekeres. Einerseits in die Infrastruktur durch die staatlich finanzierte technische Aufrüstung von Spitälern und Ordinationen, andererseits durch Ausbildungsoffensiven: „Wenn der medizinische Nachwuchs aufgrund von Personal- und Zeitmangel in den Spitälern ins Ausland flüchtet, weil dort bessere Bedingungen für die Ausbildung herrschen, dann haben wir ein ernstes Problem“, warnt Szekeres. Nicht nur die Ausbildung der Ärzte, sondern auch die der Pflege muss an oberster Stelle stehen: „Wir benötigen nicht nur qualifizierte Ärzte, sondern selbstverständlich auch die Pflegekräfte, denn ansonsten bricht unser Gesundheitssystem auseinander – und das kann keine App der Welt verhindern“, appelliert Szekeres an die Gesundheitspolitik.