Mit frühzeitiger Vorsorge können Diabetes und seine Folgeerkrankungen verhindert werden. Auch die Politik ist gefordert.
In Österreich seien Schätzungen zufolge zwischen 600.000 und 800.000 Menschen von Diabetes betroffen und es sei davon auszugehen, dass die Zahlen auch künftig weiter ansteigen werden, weist Artur Wechselberger, Allgemeinmediziner und Leiter des Referats für Sozial- und Vorsorgemedizin in der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) anlässlich des Welt-Diabetes-Tags am 14. November auf die Brisanz der Erkrankung für die Volksgesundheit hin. Um die Krankheit selbst, aber auch ihre Folgeerkrankungen zu vermeiden, müssten Vorsorgemaßnahmen getroffen werden, die bestenfalls schon im Kindesalter beginnen sollten.
„Diabetes mellitus, auch Zuckerkrankheit genannt, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet ist und deren häufigste Form der Diabetes mellitus Typ 2 ist“, erklärt Wechselberger. Dabei komme es zunächst zu einer Unempfindlichkeit gegenüber dem Hormon Insulin, das in der Bauchspeicheldrüse produziert werde und normalerweise dafür sorgt, dass der Zucker aus dem Blut in die Zellen aufgenommen werde. „Wirkt das Insulin nicht mehr, bleibt der Zucker im Blut und der Blutzuckerspiegel steigt. Als Reaktion produzieren die Zellen in der Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin, bis sie letztendlich erschöpfen und die Insulinproduktion abnimmt“.
Um der Entwicklung einer Zuckerkrankheit vorzubeugen, sei es nie zu spät. „Im Rahmen der jährlichen Vorsorgeuntersuchung wird der Blutzucker kontrolliert. Ergibt sich ein Risiko an Diabetes mellitus zu erkranken, folgen Anleitungen zur Änderung des Lebensstils und zur richtigen Ernährung. Konsequente Diät, Bewegung und Therapie sowie regelmäßige Kontrolluntersuchungen bringen selbst schon Erkrankten Lebensqualität und helfen, Folgeschäden gering zu halten“, erklärt Wechselberger.
Die typischen Symptome von Diabetes seien Durst, verstärkter Harndrang sowie Schwäche und Müdigkeit. „Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel führt zu einer Schädigung von Blutgefäßen und Nerven und kann Folgeerkrankungen der Nieren, der Augen oder des Herzens nach sich ziehen – arterielle Durchblutungsstörungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall sind oft die fatalen Konsequenzen dieser Stoffwechselkrankheit“, weiß der Allgemeinmediziner. Um das zu verhindern, müsse man schon bei den Ursachen von Diabetes mellitus Typ 2 ansetzen, an deren erster Stelle Übergewicht stehe. „Und das ist leider auch schon bei Kindern ein großes Problem“, weist Wechselberger auf eine Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) hin, wonach im Jahr 2019/2020 jedes vierte Kind in Österreich von Übergewicht oder Adipositas betroffen gewesen sei. Bei den 8- bis 9-Jährigen habe der Anteil von Adipositas sogar bei 10,1 Prozent bei Jungen und 6,7 Prozent bei Mädchen gelegen.
„Da aus übergewichtigen Kindern auch übergewichtige Erwachsene werden können, sollte Prävention schon im Schulalter beginnen“. Die Politik müsse daher mehr Anstrengungen unternehmen, um auf die bedrohliche Entwicklung hinzuweisen und sowohl Eltern als auch Schulen für die Problematik zu sensibilisieren. Neben Initiativen für mehr Bewegung müsse ein stärkeres Bewusstsein für den richtigen Ernährungsstil geschaffen werden. Dazu gehöre nicht zuletzt die Vermeidung von zu viel hochkalorischen Lebensmitteln. „Zucker- und fettreiche Speisen, vor allem aber auch stark zuckerhaltige Erfrischungsgetränke verursachen bei übermäßigem Verzehr Übergewicht oder Fettleibigkeit und legen damit den Grundstein für die Entstehung von Diabetes mellitus und dessen Folgeerkrankungen“, so Wechselberger abschließend.