Blick in Veranstaltungsraum

ÖÄK Veranstaltungen

Veranstaltungen

​​​​​RÜCKBLICK BKAÄ-Enquete: Teilzeit im Spital – ein notwendiger Trend?

Die Bundeskurie angestellte Ärzte der ÖÄK hat am 12. November 2024 in Graz ihre Enquete-Serie mit dem Thema „Teilzeit im Spital – ein notwendiger Trend?“ fortgesetzt. Fazit: Es muss Teilzeit- und Vollzeitmodelle nebeneinander geben – im Rahmen verbesserter Möglichkeiten.

„Es gibt heute kaum einen Trend, der so stark ist, wie jener zur Teilzeit“, eröffnete Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer Steiermark, das hochkarätig besuchte Event. Ein Trend, der auch durch die Demografie befeuert wird: Die Medizin wird  immer weiblicher, Frauen sind aber noch immer mehrheitlich hauptverantwortlich für die Familie. Damit steigt die Notwendigkeit nach Elternteilzeit. Und auch bei den Ärztinnen und Ärzten, die vor der Pension stehen, gibt es Tendenzen, in attraktiven Teilzeitmodellen auch über das Pensionsalter hinaus weiter zu arbeiten.

„Mehr zu arbeiten, wird und wurde jedoch unattraktiv gemacht – nicht zuletzt durch unser Steuersystem“, befand Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. „Das muss korrigiert werden. Wir haben die Verpflichtung, zumindest gute Arbeitsbedingungen zu schaffen, damit alle auch wirklich gerne im System bleiben. Da helfen keine Phantasien von mehr Medizinstudienplätzen. Arbeit im Spital muss attraktiver werden. Die Leidenschaft für den Beruf ist teilweise verlorengegangen.“

Zu viele bürokratische und dokumentarische Aufgaben behindern die eigentliche ärztliche Tätigkeit – das hat auch die Ausbildungsevaluierung gezeigt. Dazu kommt, dass viel zu oft das vertraglich vereinbarte Stundenmaß, das durch das Krankenanstalten-Arbeitsgesetz (KA-AZG) geregelt ist, nicht eingehalten wird und so auch die Familienbetreuung und -planung torpediert wird. „Das gilt für Teilzeit wie für Vollzeit“, führte Kim Haas, Turnusärztevertreterin der Kärntner Ärztekammer aus. „Vereinbarte 30 Wochenstunden sind eben oft nicht 30 Stunden, sondern viel mehr – das ist auch dem Ärztemangel geschuldet.“

Daher, da waren sich die Diskussionsteilnehmer einig, ist eine stabile Arbeitsplanung nötig. „Je instabiler die Arbeitsplanung, desto größer wird der Wunsch nach Teilzeit kommen“, konstatierte Anna Ritzberger-Moser, Sektionschefin im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft. Sie plädierte für die Möglichkeit, schneller und flexibler von Teilzeit auf Vollzeit „switchen“ zu können. Rupert Schreiner, Personalchef der NÖ-Landesgesundheitsagentur, unterstrich die Wichtigkeit der Dienstplanstabilität und dass es die Aufgabe des Arbeitgebers sei, diese zu gewährleisten. Dazu komme die „Challenge Kinderbetreuung“.

„Teilzeit ist eigentlich auch eine Flucht vor zu hoher Arbeitsbelastung“, konstatierte Mayer. Die Lösung liege auf der Hand und nennt sich „Patientenlenkung“. Diese ist auch im „ÖÄK-Regierungsprogramm“ verankert, die den Parteien im Nationalrat vor der Wahl übermittelt worden war. Die ÖÄK stehe bereit, um gemeinsam mit der Politik die Herausforderungen zu bewältigen: „Schließlich wissen wir, was unsere Ärztinnen und Ärzte wollen, weil sie es uns früher erzählen als der Sozialversicherung oder dem Dienstgeber. Wir sind bereit, mitzuarbeiten und mitzugestalten. Wir brauchen eine Gesundheitsversorgung, die so funktioniert, dass es der Bevölkerung besser geht und dafür braucht es auch ausreichend Arbeitskräfte – in der Ärzteschaft, in der Pflege und auch bis hin zur Küche im Krankenhaus.“

Die komplette Enquete kann als Video-Aufzeichnung unter folgendem Link angeschaut werden:
https://aerztekammer.go4live.at/