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Europäische Impfwoche für mehr Impf-Awareness

Um Impflücken zu schließen, müssen sämtliche Ärztinnen und Ärzte eingebunden werden, sagt der ÖÄK-Referatsleiter für Impfangelegenheiten, Rudolf Schmitzberger.

Sie ist eine der wichtigsten Vorsorgemaßnahmen, gerät aber momentan zu oft ins Hintertreffen: die Impfung. Erst jüngst berichtete das UNO-Kinderhilfswerk über gesunkene Durchimpfungsquoten in 112 Ländern. 2022 sei die Zahl der Masernfälle bereits mehr als doppelt so hoch gewesen wie im Jahr zuvor. Die Zahl der Kinder, die durch das Poliovirus gelähmt wurden, sei im Vorjahr im Vergleich zu 2021 um 16 Prozent gestiegen. „Die Zahlen sind sehr alarmierend, das Bewusstsein für die Bedeutung von Routineimpfungen ist leider stark gesunken“, sagt Rudolf Schmitzberger, Leiter des Referats für Impfangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer. „Kein Kind soll an einer vermeidbaren Krankheit sterben müssen“, betont er. Die Zustimmung, dass Impfen wichtig sei, sank in Österreich von 85,3 Prozent im Jahr 2019 auf 74,6 Prozent heute.

Im Rahmen der Europäischen Impfwoche, die bis 29. April dauert, soll das Bewusstsein für das Impfen gestärkt werden. Um erfolgreich Impflücken zu schließen, spielt besonders das Verhältnis der Ärztinnen und Ärzte zu ihren Patientinnen und Patienten eine wesentliche Rolle, sagt Schmitzberger: „Wichtig ist vor allem die Aufklärung und Beratung durch den Arzt des Vertrauens, er kennt seine Patienten am besten und kann auch das Vertrauen in Impfungen wieder erhöhen“, sagt er. In diesem Zusammenhang sei die über die Pandemie hinausgehende bleibende Änderung der Impfbefugnis auf alle zur freien Berufsausübung berechtigten Ärzte zu begrüßen: „Damit kann ein Kinderarzt gleich auch die Eltern vor Ort mit dem lagernden Impfstoff mitimpfen und die Eltern ersparen sich zusätzliche Wege“, sagt Schmitzberger. „Grundsätzlich müssen sämtliche Ärztinnen und Ärzte noch viel stärker ins Impfwesen eingebunden werden, speziell die Arbeitsmediziner und Schulärzte“, sagt er. Zudem müssten auch die Wahlärztinnen und Wahlärzte mit ins Boot geholt werden.

Zur Verstärkung von Information und Fortbildung in diesem Bereich veranstaltet die Österreichische Akademie der Ärzte in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Vakzinologie und der Medizinischen Universität Wien im Rahmen der Webinar-Reihe „Fokus Impfen“ unter der wissenschaftlichen Leitung von Ursula Wiedermann-Schmidt heute einen hybriden Sondertermin ab 16 Uhr unter dem Titel „It´s not over before it´s over - die Rückkehr von impfpräventablen Erkrankungen: Epidemiologie - Klinik und Impfprävention“. „Wir haben in einer aktuellen Studie festgestellt, dass ca. 40 Prozent der österreichischen Bevölkerung keinen Schutz gegen Diphtherie hat“, sagt Wiedermann-Schmidt. Angesichts der Diphtherieausbrüche in Europa und Österreich sei das eine beunruhigende Situation: „Darüber müssen wir dringend aufklären und im Seminar aufzeigen, dass die Impfraten gesteigert werden müssen, und zwar in allen Altersgruppen“, sagt sie.

Nähere Infos zur Fortbildung unter
https://www.meindfp.at/akademie-lernwelt/ueberblick/webinarreihe-fokus-impfen