Unverständnis über immer wiederkehrende Anschuldigungen hinsichtlich geschlossener Ordinationen während der Pandemiezeit – Szekeres: „Telemedizinische Betreuung hat sich bewährt“
Die Ärztekammer tritt entschieden immer wieder auftauchenden Anschuldigungen – zuletzt in einem Leitartikel des „Kurier“ – entgegen, wonach niedergelassene Ärztinnen und Ärzte vor allem in den ersten Monaten der Corona-Pandemie ihre Ordinationen geschlossen gehalten hätten. Tatsächlich seien 90 Prozent der niedergelassenen Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag für ihre Patientinnen und Patienten da gewesen, was auch die Zahlen der Sozialversicherung belegen, betont Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres.
Freilich wäre es zu einer Umstellung auf deutlich mehr telemedizinische Leistungen gekommen, „was sich in Anbetracht des Infektionsrisikos speziell in Ordinationen jedoch als äußerst effizient und vorausschauend erwiesen hat“, so Szekeres. Letztendlich sei es auch mit dieser Maßnahme gelungen, katastrophale Versorgungssituationen wie in Italien oder Spanien in Österreich zu verhindern.
Die Ärzteschaft habe „großen Respekt, aber sicherlich keine Angst vor dem Virus“. Kaum eine Berufsgruppe wüsste besser Bescheid, Infektionsgefahren entsprechend einzuschätzen und zu verhindern. Szekeres: „Wir haben gelernt, wie man mit COVID-19 umgeht und sich schützt. In diesem Sinne war es vor allem in der Anfangsphase der Pandemie wichtig und richtig, Ordinationen vermehrt auf telemedizinische Leistungen umzurüsten, genauso wie es richtig war, nach einer ersten leichten Beruhigung bei den Infektionszahlen die Ordinationen dann wieder sukzessive hochzufahren, um notwendige Routine-, beziehungsweise Vor- und Nachsorgeuntersuchungen durchzuführen.
Auch den Vorwurf, die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte hätten es verabsäumt, sich rechtzeitig mit Schutzausrüstung einzudecken, weist die Ärztekammer entschieden zurück. Es sei Aufgabe jeder Ordination, sich für den Normalbetrieb mit ausreichender Schutzausrüstung einzudecken, nicht aber für einen Pandemiefall, der ein Zig-faches an Schutzausrüstung erfordere, ergänzt dazu der ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Johannes Steinhart.
Hier hätten sowohl die Politik als auch die Sozialversicherung vor allem am Anfang der Pandemie versagt und speziell die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte „im Regen alleine stehen gelassen“. Hätten hier nicht die Landesärztekammern entsprechend übernommen und innerhalb kürzester Zeit aus eigenem Antrieb und teils auf eigene Kosten Schutzausrüstung bereitgestellt, wäre es aufgrund fehlender Sicherheitsvorkehrungen tatsächlich zu einer gefährlichen Ausdünnung des extramuralen Versorgungsbereichs mit Hot Spots in Ordinationen gekommen.
Steinhart führt hier als Beispiel die Bundeshauptstadt an: „In Wien ist es uns gelungen, in Kooperation vor allem mit der Gemeinde Wien sehr rasch entsprechende Schutzausrüstungen zu organisieren. Bereits Anfang März konnten wir dadurch knapp 40.000 FFP1- und FFP2-Masken an die Kolleginnen und Kollegen verteilen.“
Diese Zahlen hätten sich dann sukzessive erhöht, sodass aktuell alleine von der Wiener Ärztekammer 500.000 CPA-Masken, 2,5 Millionen OP-Masken, 20.000 Schutzbrillen, 450.000 Stück Einmalschürzen, 40.000 Schutzanzüge, 75.000 wiederverwendbare Masken, 15.000 Einmalschutzkittel, 35.000 Packungen Handschuhe sowie 40.000 Liter Hände- beziehungsweise Flächendesinfektionsmittel verteilt werden konnten.
Laut Steinhart seien hier vor allem die Bundesbehörden, die Länder sowie die Sozialversicherung gefordert, für eine allenfalls kommende massive zweite Welle rechtzeitig Vorsorge zu treffen, damit es nicht wieder zu Engpässen an Schutzausrüstung in den Ordinationen komme.