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null Österreichische Ärztekammer: Apotheken als allgemeine Erstanlaufstelle in der Patientenlenkung ungeeignet

ÖÄK-Präsident Steinhart: Überlegungen der Apothekerkammer klar zum Nachteil der Patientinnen und Patienten.

Die nicht-medizinischen Gesundheitsberufe seien in der aktuellen Konzeption von Patientenlenkung und Behandlungspfad keinesfalls „vergessen worden“, widerspricht Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, aktuellen Aussagen von Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr. „Die Diagnose und die Therapiefestlegung für Patientinnen und Patienten muss selbstverständlich in den Händen von denjenigen liegen, die dafür ausgebildet sind. Die Entscheidung, ob Patientinnen und Patienten zum Arzt oder ins Spital gehören oder eigenständig medikamentös behandelt werden können, liegt – auch wenn ich das Thema eventueller ökonomischer Eigeninteressen hier ausschließe – weit außerhalb der Kompetenz von Apothekerinnen und Apothekern“, unterstreicht Steinhart.

Zudem sei es widersinnig, Patientinnen und Patienten unnötige Wege zuzumuten. „Erste Anlaufstelle ist selbstverständlich die Ärztin oder der Arzt – es ist unverständlich, warum Patientinnen und Patienten sich dorthin schicken lassen sollten, wo sie ohnehin hingehören“, wundert sich Steinhart.

Irritiert zeigt sich Steinhart von den Aussagen von ÖGK-Vizeobmann Andreas Huss, der den Apotheken eine Steuerungsfunktion zugestehen wolle. „Vonseiten der Sozialversicherung erwarte ich, dass den Versicherten für ihre Beiträge die bestmögliche Qualität von Therapie und Behandlung geboten wird“, sagt Steinhart. Das bedeute, die aktuellen Lücken in der kassenmedizinischen Versorgung nicht einfach zur Kenntnis zu nehmen, sondern aktiv daran mitzuarbeiten, dass die Vertragsärztinnen und Vertragsärzte in ihrer Rolle als Ansprechpartner Nummer eins bestärkt werden und ihnen Rahmenbedingungen anzubieten, mit denen sie diese Rolle auch perfekt ausfüllen können.

Steinhart appelliert nochmals an alle Beteiligten, die Frage der Patientenlenkung ernsthaft und konsensual anzugehen. „Jeder Systempartner sollte sich genau überlegen, was er im Rahmen seiner Möglichkeiten und Kompetenzen beitragen kann, damit Patientinnen und Patienten so schnell und so bequem dorthin können, wo sie die richtige Behandlung bekommen. Unsere Konzepte liegen auf dem Tisch – auch wir würden uns eine stärkere Rolle für 1450 und telemedizinische Lösungen wünschen, aber ohne Gefährdung oder unnötige Belastung der Patientinnen und Patienten“, sagt Steinhart.