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Österreichische Ärztekammer: FSME nicht auf die leichte Schulter nehmen

Die vier an FSME erkrankten Kinder in Oberösterreich sollten Warnung genug sein, betont die ÖÄK und appelliert an die Eltern, die Impfungen als Schutzmaßnahme wahrzunehmen.

„Es ist erschreckend und eigentlich kaum zu glauben, dass Fälle wie diese trotz des umfassenden Impfangebots immer noch passieren und Kinder in die Gefahr geraten, durch einen Zeckenbiss schwere gesundheitliche Schäden davonzutragen“, kommentiert Rudolf Schmitzberger, Kinderarzt und Leiter des Impfreferats der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) die vier FSME-Fälle in Oberösterreich, bei der Kinder mit schweren Symptomen ins Kepler-Uniklinikum eingeliefert und dort aufgenommen werden mussten. „Und wir dürfen nicht glauben, dass dies ein regionales Problem ist.“

ÖÄK-Präsident Johannes Steinhart unterstreicht daher das Gebot des Handelns: „Keine Region in Österreich ist zeckenfrei. Wir appellieren an alle Eltern, sich selbst, aber insbesondere die eigenen Kinder, mit der Impfung gegen FSME vor dieser schweren Erkrankung zu schützen, die bleibende Schäden verursachen und sogar zum Tod führen kann. Das muss wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen in Österreich kommen, die eine starke Impfmüdigkeit zeigen, selbst bei der eigentlich immer vergleichsweise gut angenommenen Immunisierung gegen FSME. Auch während der Zeckensaison ist eine Impfung noch sinnvoll und schützt.“

In den vergangenen Jahren gab es zudem stets starke Zeckensaisonen. Das ist auch heuer wieder der Fall. Schmitzberger erklärt: „Sozioökonomische und klimatische Umweltveränderungen beeinflussen die Viruszirkulation und die Reproduktion von Zecken. Das kann dazu führen, dass das Expositionsrisiko steigt. Und durch die Klimaerwärmung beginnt die Saison immer früher und endet immer später." Auch durch Haustiere kann eine Übertragung von Zecken erfolgen.

Gleichzeitig sei die Impfquote gesunken. „Der Österreicher lebt offensichtlich nach dem Operettenmotto: Glücklich ist, wer vergisst“, sagt Schmitzberger. Laut einer von Ipsos durchgeführten Marktforschungsuntersuchung hatten 2023/2024 nur noch etwa 60% der Bevölkerung einen vollständigen FSME-Impfschutz mit drei Teilimpfungen. „Vor der Pandemie waren es noch 74 Prozent“, so Schmitzberger, der ergänzt: „Besonders bedenklich ist die Impfquote bei den Kindern bis 15 Jahre: Hier sank die Impfrate 2023/24 auf besorgniserregende 45 Prozent. Sicher ist aber nur, wer vollständig geimpft ist!“

Engmaschiges Impfangebot

Eine FSME-Impfung kostet derzeit rund 50 EUR. „Es braucht anfangs eine Grundimmunisierung mit zwei Impfungen innerhalb von vier Wochen, gefolgt von einer dritten im Jahr darauf – und dann eine Auffrischung drei Jahre nach dieser dritten Impfung. Danach genügt diese alle fünf Jahre. Die Impfung ist bereits ab dem 1. Geburtstag empfohlen“, erklärt Schmitzberger das generelle Impfschema. Ab 60 wird die Auffrischung dann wieder alle drei Jahre empfohlen. „Positiv ist auch, dass die Fächereinschränkung gefallen ist und dass sich Eltern und Großeltern auch beim Kinderarzt impfen lassen können, wenn die Kinder ihre Immunisierung bekommen“, betont der ÖÄK-Impfreferent. „Neuerdings gibt es auch noch ein Schnellimmunisierungsschema binnen weniger Wochen.“

Geimpft werden kann also bei den Kinderärztinnen und -ärzten genauso wie bei den Hausärztinnen und -ärzten sowie in Impfambulanzen und -stellen. Schmitzberger: „Das Angebot, sich gegen FSME impfen zu lassen, ist in Österreich extrem engmaschig. Niemand braucht dafür weit herumzufahren. Nutzen Sie dieses Angebot und schützen Sie sich und ihre Familie!“

Lebensbedrohliche FSME

Nur die Impfung schützt bei einem Zeckenbiss vor der Erkrankung an FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), einer durch Viren ausgelöste Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute, die schwere neurologische Symptome verursachen kann und nicht heilbar ist. Anzeichen einer FSME sind grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Schnupfen oder Gliederschmerzen, die etwa eineinhalb Wochen nach der Infektion erstmals auftreten und mehrere Tage anhalten. Bei rund der Hälfte aller Erkrankten ist das eigene Immunsystem in der Lage, die Viren zu bekämpfen. „Bei der anderen Hälfte allerdings infizieren die Viren das Gehirn und möglicherweise auch das Rückenmark. Die FSME-Impfung ist die einzige Methode, sich genau davor zu schützen“, erklärt Schmitzberger.


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