Neuigkeiten und aktuelle Informationen

Weltnichtrauchertag: ÖÄK-Experten warnen vor Verharmlosung tabakfreier Nikotinprodukte

Nikotinbeutel und E-Zigaretten sind genauso gesundheitsschädlich wie herkömmliche Zigaretten – die rückläufige Rauchprävalenz bei Kindern und Jugendlichen dürfe nicht gefährdet werden, warnen die Experten

„Tabakfreie Produkte wie Nikotinbeutel oder E-Zigaretten können die Gesundheit von Jugendlichen ebenso gefährden und süchtig machen wie herkömmliche Zigaretten“, betont Margit Saßhofer, Allgemeinmedizinerin und Referentin für Schulärztinnen und Schulärzte in der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), anlässlich des Weltnichtrauchertags am 31. Mai. „Tabakfreie Nikotinprodukte haben durchaus das Potenzial zur Einstiegsdroge für späteren Tabakkonsum“, warnt auch Artur Wechselberger, Allgemeinmediziner und Leiter des ÖÄK-Referats für Sozial- und Vorsorgemedizin, vor einer Verharmlosung.

Nikotinbeutel erfreuten sich unter Österreichs Jugendlichen immer größerer Beliebtheit, weisen Saßhofer und Wechselberger auf aktuelle Entwicklungen hin. Da diese weder Tabak enthielten noch erhitzt werden müssten – das Nikotin gelange über die Mundschleimhaut in den Körper -, seien sie nicht im Tabak- und Nichtraucherinnen- und Nichtraucherschutzgesetz erfasst und unterlägen damit auch keinem Werbeverbot.  Die Hersteller könnten ihre „Nic-Bags“ also ungehindert als vermeintlich gesündere Alternative zu tabakhaltigen Produkten bewerben. Bei den meist ebenfalls nikotinhaltigen E-Zigaretten oder „Vapes“, bei denen der Dampf elektronisch erhitzter Flüssigkeit inhaliert werde, würden die bunten Verpackungen und unterschiedlichen Geschmacksrichtungen ebenfalls Unbedenklichkeit suggerieren.

Gefahr wird unterschätzt

„Diese Produkte sind aber keineswegs unbedenklich für die Gesundheit“, betont Saßhofer. Denn das darin enthaltene Nikotin löse dieselben Reaktionen im Körper aus wie tabakhaltige Nikotinprodukte. Dazu gehöre etwa vermehrte Ausschüttung des „Glückshormons“ Dopamin, aber auch gesteigerte Konzentrationsfähigkeit durch die Stimulation bestimmter Hirnareale. „Da Jugendliche im Schulalter oft unter Stress und Leistungsdruck stehen, sprechen sie gut auf diese Wirkung an, laufen aber gleichzeitig Gefahr, in eine körperliche und psychische Abhängigkeit zu geraten“, sagt Saßhofer. Langfristig könne die gefäßverengende Wirkung des Nikotins Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall begünstigen. Ebenso dürfe die Gefahr nicht verharmlost werden, dass Jugendliche irgendwann auf normale Zigaretten umsteigen könnten, was dann das Risiko für Erkrankungen wie Lungenkrebs oder COPD erhöhe, gibt die Allgemeinmedizinerin zu bedenken.

Nikotinbeutel und E-Zigaretten seien „eine nicht zu unterschätzende Gefahr“, bestätigt auch Wechselberger. Schließlich werde in einem wissenschaftlichen Bericht der Gesundheit Österreich GmbH aus dem vergangenen Jahr festgehalten, dass der Großteil jener Personen, die elektronische Inhalationsprodukte konsumiere, parallel auch zu klassischen Rauchprodukten wie Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen greife. „Diese Tendenz ist besorgniserregend und gefährdet die positive Entwicklung der letzten 20 Jahre, in denen sich die Rauchprävalenz bei Kindern und Jugendlichen mehr als halbiert hat“, sagt Wechselberger. Junge Menschen seien sehr empfänglich für Zigaretten und ähnliche Produkte, da sie erwachsenen Idolen nacheifern, Grenzen ausloten und ihre Gefühle und Stimmungen in den Griff bekommen wollten. „Dass Hersteller von Nikotinbeuteln und dergleichen diesen Umstand auszunutzen und ihn sogar als Marktchance sehen, ist höchst verantwortungslos“, kritisiert Wechselberger abschließend.



Cover der aktuellen ÖÄZ

Die aktuelle ÖÄZ

ÖÄZ 13-14 | 15.07.2024

Kopfschmerz im Kindes- und Jugendalter;
Update Wahlärzte: Einigung bei Honorarnoten